Wie wir Jugendfeier verstehen

Es fängt ganz harmlos an.

Sie sind gerade beim Bettenbeziehen, als es hinter Ihnen empört aufschreit: »Aber Mama, das geht doch nun wirklich nicht mehr!«
Die Ablehnung gilt kleinen Pandabärchen auf himmelblauem Grund. Sie zieren die Bezüge. Ach so. »Sollen wir vielleicht lieber die mit den Wolken und den kleinen…?«

Die Tür schlägt zu.

Was bitte geht hier also vor? Haben Sie da etwas Entscheidendes nicht bemerkt? Seien Sie versichert. Das alles ist erst der Anfang.
Als nächstes verschwinden die Tierposter. Tapsige Löwenbabys werden durch gut aussehende Boys ersetzt. Die Telefonrechnungen werden länger, die an Sie gerichteten Sätze um so kürzer.

Ihr Kind wird erwachsen. Und irgendwann fällt dann auch zum ersten Mal das Wort »Pubertät«. Das Kind ist keines mehr, sondern schwimmt mittendrin im Strudel des Erwachsenwerdens.

Spätestens jetzt ist es Zeit, sich Gedanken zu machen, ob der Schritt ins neue „Zeitalter“ sang- und klanglos vonstatten gehen oder mit einer offiziellen Feier verbunden werden soll.

Zitiert aus „Einmal im Leben“ – ein Elternratgeber zur JugendFEIER – erhältlich in unseren Büros

JugendFEIER – warum?

Dass unsere JugendFEIER in der über 160jährigen Tradition der Jugendweihe steht, ist oft beschrieben worden. Auch dass die humanistischen Verbände 1993 den Begriff Weihe durch FEIER ersetzten und in vielen Fällen mit dem Zusatz „die humanistische Jugendweihe“ versehen, lässt sich nachlesen.
(Foto links zeigt eine Jugendweihe in Bohnsdorf vermutlich um 1900)

Auf der Suche nach einer Begriffsbestimmung findet man im Elternratgeber „Einmal im Leben“ verschiedene Ansätze. Allgemein aber zugleich am genauesten beschreibt es dort der Halbsatz „Humanisten verstehen ihre Jugendfeier als eine Begleitung…“

Die Entwicklungspsychologie beschreibt den Beginn des Übergangs vom Kind zum Erwachsenen als etwas einmaliges im Lebenslauf. Auch im Nachhinein ist nicht genau zu bestimmen, wann es begann und wann es abgeschlossen war. Der Beginn des Übergangs liegt wohl irgendwo zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr.

Durch die schnelle Abfolge von bewusst wahrgenommenen Ereignissen, vermittelten Werten und Bewertungen, von Ersterfahrungen, der Zunahme von Eigenständigkeit, der wachsenden Erkenntnis des Zusammenhangs von Freiheit und Verantwortung entwickelt sich die Identität des jungen Menschen

Das ist für alle Heranwachsenden gleich, egal in welchem Kulturkreis sie selbst und nach welcher Weltanschauung die sie umgebenden Menschen leben. Rituale, die Aufnahmerituale waren und sind, beinhalteten neben der Aufnahme in die jeweilige Erwachsenengemeinschaft immer auch eine Würdigung der Besonderheit dieses Lebensabschnittes. Diese Besonderheit existiert unabhängig von einer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung.

Mit unseren JugendFEIER-Veranstaltungen zeigen wir, in welcher Lebens- und Gefühlssituation sich Mädchen und Jungen an der Schwelle des „nicht mehr“ und „noch nicht“ befinden – wenn sie die Geborgenheit der Kindheit verlassen müssen.

Deshalb haben wir ein Originalprogramm produziert, für das fast alle Texte (Gesang, Spielszenen, Monologe) extra geschrieben und die Tänze speziell choreographiert wurden.

Es richtet sich zunächst an die Heranwachsenden. Aber zugleich fordert es die Erwachsenenwelt auf, sich über die besondere Situation der Mädchen und Jungen klar zu werden und zu verstehen, dass diese sich permanent in Krisensituationen befinden und sich täglich neu motivieren müssen.

Wir machen den Kindern UND den Eltern MUT! Wenn man unsere JugendFEIERN als Ritual verstehen will, dann als Passage-, als Durchgangsritual. Der offizielle Festakt schafft ein Vorher und ein Nachher in einem Leben, das nach unserer humanistischen Auffassung ausschließlich vom menschlichen Willen abhängig ist.

Wir richten unser Angebot der JugendFEIER in erster Linie an nicht-religiöse junge Menschen, für die Aufnahmerituale (Konfirmation, Kommunion o.ä.) nicht in Frage kommen. Jedoch schließen wir niemanden (auch nicht Konfirmanden) von unseren Feiern aus, wenn sie und ihre Eltern dieses Durchgangsritual mit unserer Sinngebung akzeptieren.

Diese wurden im Vorstand des HRO e.V. beraten und beschlossen – wurde aber bislang nicht in weiteren Gremien des Humanistischen Verbandes diskutiert. Wir meinen damit, unbesehen eines theoretisch bestimmten Anspruchs, ehrlich der Erwartung der großen Mehrheit der interessierten Menschen – insbesondere in Ostdeutschland – zu entsprechen.